Heinrich Mann Kobes Berlin: Propyläen 1925 Heinrich Manns 1925 veröffentlichte Erzählung Kobes erscheint wie die literarische Ausdeutung von Eugen Ortners essayistischem Pamphlet Gott Stinnes . Kobes, der in den Illustrationen George Grosz' ganz eindeutig die Züge Hugo Stinnes' trägt, herrscht wie ein Gott über die Masse seiner Untergebenen, von denen er die totale Unterwerfung fordern kann und erreicht. Manns Satire entlarvt nun die Maskerade eines in Wahrheit unscheinbaren Mannes Kobes, der nurmehr die Herrschaft verkörpert, die in Wirklichkeit sein "System", der Gesamtaufbau seines Konzerns mit den einzelnen Managern ("Ressortchefs") an der Spitze, ausübt. Während Ortner in Stinnes und seiner Konzernführung den Prototypen zukünftiger Wirtschaftsformen ausmachte, steht in Manns Erzählung die Kritik an der menschenverachtenden und menschenvernichtenden Macht der Großindustrie und ihrer bedeutendsten Vertreter im Vordergrund. Der folgende Textauszug geißelt satirisch überspitzt den sog. Werkgemeinschaftsgedanken und seine modernen Formen, wie er eine ähnliche Kritik z.B. in Erik Regers Roman Union der festen Hand erfahren hat, dort verkörpert durch die "Ida", das "Institut für deutsche Arbeitsbeseelung", das von den Industriellen auch als ein "Laboratorium für gewinnbringende Menschenbehandlung" bezeichnet wird. In "Kobes" versammelt sich die Arbeiterschaft eines Großunternehmens ausgerechnet im Volkshaus nicht zu einer Versammlung irgendeiner Arbeitnehmerorganisation oder Arbeiterpartei, sondern zu einem Auftritt ihres "Gottes", der einer willenlosen Masse seine moralischen Prinzipien und seine Forderungen an seine Untergebenen vorträgt. | |
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